Ebbelwoi auf der Route du Äppler
– Auf den Spuren des Ebbelwoi in Hessen unterwegs –
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Zwei Tage lang war ich mit einer Bloggerinnen-Gruppe, im Rahmen der Pressereise „Route du Äppler“ dem Apfelwein auf der Spur. Die Reise führte uns von Frankfurt am Main über Reichelsheim, nach Michelstadt im Odenwald, weiter nach Oberursel im Taunus und wieder zurück an unseren Ausgangpunkt.
Dazu einen großen Bembel voll mit gut gekühltem Ebbelwoi, der aus den „Gerippten“ getrunken wird. Das sind spezielle Gläser mit einer Rautenstruktur auf der Außenseite. Die spezielle Struktur der Gläser wird darauf zurückgeführt, dass früher oft ohne Besteck gegessen wurde und das hieß, dass die Hände fettig waren und Gläser ohne Struktur glitten einem aus den Händen. Ein anderer Grund ist die Fähigkeit des gerippten Glases, das einem Prisma gleicht, auch trüben, ungefilterten Flüssigkeiten etwas Glanz zu verleihen.
Fast jeder der Ebbelwoi trinkt denkt, dass die Wiege des Apfelweins in Frankfurt oder im Odenwald liegt. Aber weit gefehlt. Die Wiege liegt in Asturien, Spanien irgendwo im 11. Jahrhundert. Früher war der Ebbelwoi eher ein „Arme Leute Getränk“, heute ist es das Nationalgetränk der Hessen, das so langsam Deutschland und die Welt erobert.
Kelterei Krämer
Nach dieser ordentlichen Stärkung ging es los auf die Route du Äppler, nach Beerfurth zur Kelterei Krämer, unserer ersten Besuchsstation. Begrüßt wurden wir dort von Frau Braun und Karsten Schwinn mit einem Gläschen erfrischenden Apfelschaumwein, der in einer besonders edlen schwarzen Flasche abgefüllt war.
Die Kelterei Krämer ist ein Familienunternehmen in der 3. Generation, wurde 1928 gegründet und hat sich zu einer renommierten, auch über die Region hinaus bekannten Kelterei entwickelt. Aus überlieferten Rezepten und traditionellem Handwerk kombiniert mit moderner Kelter- und Produktionstechnik entstehen hier hervorragende Apfelweine und auch Fruchtsäfte, die teilweise auch international vertrieben werden.
Wir wurden ausführlich über die Apfelweinherstellung und die Apfelbaumzucht informiert. Danach gab es eine Betriebsführung und einen Gang zu einer Streuobstwiese.
In der Kelterei werden nicht nur Äpfel von den eigenen Streuobstwiesen verarbeitet. Aufgrund der hohen Produktionsmengen von ca. 12 – 14 Millionen l/Jahr wird sehr viel zugekauft, die unterschiedlichsten Sorten von Bauern und Privatleuten aus der Umgebung.
Die Streuobstwiesen prägen das Odenwaldgebiet erheblich und die Kelterei Krämer unterstützt die Neuanlage von Streuobstwiesen. Bei Neuanlage einer Streuobstwiese dauert es ca. 10 – 15 Jahre bis die Bäume entsprechend tragen. Wobei die Bäume dann auch ca. 90 – 100 Jahre alt werden können.
Momentan ruht im Betrieb die Arbeit für die ca. 30 Mitarbeiter, da die Saison erst im Herbst beginnt. Bevor wir auf der Route du Äppler weiterfuhren gab es eine köstliche Stärkung mit zahlreichen hessischen Spezialitäten und Wurstwaren. Dabei hatten wir die Gelegenheit noch einmal die diversen Produkte zu probieren.
Handkäs mit Musik
Ich habe schon des Öfteren die leckeren hessischen Spezialitäten erwähnt, allerdings ohne näher darauf einzugehen. Das möchte ich jetzt schrittweise im Rahmen dieses Posts nachholen. Es gibt von mir dazu insgesamt drei Rezepte. Das erste ist der Händkäs mit Musik.
Handkäse gehören zur Gruppe der Sauermilchkäse, die aus Quark hergestellt werden. Der Name des Käses stammt von der ursprünglichen Herstellungsweise ab, bei der der Käse mit der Hand geformt wurde. Diese Käseart wird vor allem mit dem Rhein-Maingebiet, Hessen, Rheinhessen und der Pfalz verbunden.
Traditionell wird Handkäse mariniert – mit Musik – angeboten und verzehrt. Dazu reicht man Roggenbrot. Die „Musik“ ist eine Marinade aus roten Zwiebeln, Essig, Öl, Pfeffer und Salz. Sollte der Kümmel nicht bereits bei der Reifung zugefügt worden sein, so wird er der Marinade zugefügt. Die Bezeichnung „mit Musik“ soll angeblich auf die „Geräusche“ anspielen, die beim Verdauungsprozess der Zwiebeln entstehen können.
Es ist üblich den Handkäs ohne Benutzung einer Gabel zu essen. Man schneidet mit dem Messer ein Stück vom Käse ab, legt es auf eine gebutterte Scheibe Roggenbrot und gibt dann mit dem Messer etwas von der Musik darauf und beißt ab. Genauso habe ich es auch gemacht und es hat sehr lecker geschmeckt.
Weiter geht es nach Michelstadt
Von der Kelterei Krämer führte uns die Route du Äppler weiter nach Michelstadt, einer wunderschönen Kleinstadt im Odenwaldkreises, zu unserem Hotel dem Designhotel und Café „Die Träumerei“ um sich ein wenig frisch zu machen für die Abendveranstaltung.
Das Hotel, ein altes Fachwerkhaus das mit Odenwälder Holzschindeln verkleidet ist, gehört der bekannten Schauspielerin Jessica Schwarz und ihrer Schwester Sandra, ihres Zeichens gelernte Hotelbetriebswirtin. Das Haus, indem sich das Hotel befindet, ist von 1623 und wurde von den beiden Schwestern liebevoll saniert und eingerichtet.
Wer hier in einem der exklusiven und individuell eingerichteten Zimmer/Suiten zu liegen kommt, kommt unweigerlich ins Träumen. Zum Hotel gehört noch ein kleines, gemütliches Café, indem auch der Bambi von Jessicca zu bewundern ist.
Zum Träumen blieb nicht allzu viel Zeit, denn der erste Tag war noch nicht zu Ende. Es ging am frühen Abend nach Reichelsheim zum Genießer-Restaurant Treuschs Schwanen, wo uns ein mehrgängiges Menü mit korrespondierenden Apfelweinen erwartete.
Treuschs Schwanen
Empfangen wurden wir in den Johanns-Stuben von Armin Treusch und seiner Frau mit einem Glas prickelnden Treuschs ApfelSecco. Uns erwartete an diesem Abend ein kulinarisches Treuschs Apfelwein-ProbierMenü in fünf Gängen mit sieben, teilweise sortenreinen, Apfelweinen aus dem Hause Treusch.
Herr Treusch führte uns in die Thematik rund um den Apfelwein ein und konnte uns allerlei zum Thema mit den verschiedenen Weinen, Apfelsorten und der Kelterung erklären. Alle Apfelweine werden von Herrn Treusch selbst gekeltert und jeder der verkosteten Weine hatte seinen ganz eigenen Charakter, von mild fruchtig, bis knackig bis hin zu säurebetont.
Herr Treusch ist als Apfelweinkelterer ein absoluter Fachmann auf seinem Gebiet und ein exzellenter Koch, der aber mittlerweile das Zepter in der Küche an seinen Sohn übergeben hat.
Seit 1996 werden in kleiner Manufakturarbeit, im Keller des Hauses, über 25 Sorten verschiedener Apfel- und Birnenweine aus eigenen Früchten, handgelesen, erntefrisch, selbst gekeltert und herbstvergoren hergestellt. Bei vielen Sorten im Sortiment sind mehrere Jahrgänge verfügbar.
In Treuschs Pomothek – der ersten Apfelwein-Vinothek weltweit – werden diese Weine ansprechend präsentiert und sind dort auch käuflich erhältlich.
Dieser Abend war ein echtes kulinarisches Erlebnis und hat mich der Thematik Apfelwein noch einmal ein ganzes Stück näher gebracht. Von all den leckeren Sorten gefiel mir der Treuschs Boskoop zum Odenwälder Ebbelwoi-Hinkelsche am besten.
Also ihr Lieben, wenn ihr in der Gegend, bzw. auf der Route du Äppler unterwegs sein solltet dann schaut doch mal im Restaurant vorbei und genießt dort ein feines Abendessen mit leckeren Odenwälder Spezialitäten.
Kochkäse mit Bauernbrot
Kochkäse habt ihr bestimmt schon mal gehört. Auch mir war er irgendwie bekannt, aber ich konnte mich nicht mehr daran erinnern wann ich ihn das letzte Mal diesen Käse gegessen habe. Auf den Buffets habe ich ihn auch nicht sofort erkannt und musste erst einmal vorsichtig nachfragen was das cremige in der Schale denn ist.
Dann will ich euch mal darüber aufklären. Ein Kochkäse ist ein Sauermilchkäse, der durch die Zugabe von Natron und durch Erwärmen eine dauerhaft zähflüssige, streichfähige Konsistenz bekommt. Er zählt mit zur Kategorie der Schmelzkäse.
Zur Herstellung lässt man ihn für mehrere Stunden abtropfen, vermischt ihn mit Natron und je nach Rezept bekommt er eine Ruhezeit von einer Stunde bis hin zu mehreren Tagen. Unter ständigem Rühren wird er auf eine Temperatur von fast 42 Grad C erwärmt, bis er sich verflüssigt.
Je nach Rezept wird die Masse wird mit Butter, oder auch Sahne und Eigelb vermischt und mit Salz und sehr oft auch mit Kümmel gewürzt
Der ausgekühlte Kochkäse wird dann auf einer Scheibe Bauerbrot gestrichen und gegessen, wer mag auch „mit Musik“, wie beim Handkäs.
Die beiden Käserezepte habe ich aus dem Buch „Odenwald Genuss – das neue Odenwald-Kochbuch“ das wir von Armin Treusch als kleines Geschenk überreicht bekommen haben.
Auf geht`s nach Oberursel
Nach einer traumhaften Nacht und einem ausgiebigen Frühstück im Hotelcafé „Der Träumerei“ ging es für unsere Gruppe weiter in den Taunus nach Oberursel. Dort besuchten wir die Kelterei Steden, eine familiengeführte Handwerkskelterei und deren Straußwirtschaft Alt-Orschel, die inmitten der historischen Altstadt von Oberursel liegt.
Herzlich begrüßt wurden wir dort von den Brüdern Florian und Valentin Steden, im malerischen Innenhof der Wirtschaft, mit einem Glas erfrischenden ApfelSecco. Als erstes erfuhren wir, dass es die Straußwirtschaft schon seit 1979 gibt und dass der Name Alt-Orschel die alte Bezeichnung für Oberursel ist.
Die Bezeichnung Strauß-, bzw. Besenwirtschaft bedeutet, das geöffnet ist und Ebbelwoi ausgeschenkt wird, wenn draußen vor der Tür ein Strauß oder Besen hängt. Während der Öffnungszeiten werden im überdachten Innenhof (von Frühjahr bis Herbst) diverse Darbietungen von Theatergruppen und Künstlern angeboten. Dabei kann man es sich neben der Kunst auch mit dem hauseigenen Ebbelwoi und leckeren hessischen Spezialitäten gut gehen lassen.
Aber der Innenhof dient nicht nur als Straußwirtschaft, sondern wird in der Erntezeit zum Arbeitsbereich für die Kelterei. Allerdings wird sich das in naher Zukunft ändern, denn man denkt über den Neubau eines Produktionsgebäudes nach.
Kelterei Steden
In dem Handwerksbetrieb der Gebrüder Steden werden 50.000 Liter Ebbelwoi im Jahr produziert und das alles in Handarbeit. Sie sind mit ihren Weinen Direktvermarkter und liefern noch alles selbst aus.
Alle Äpfel – über 50 verschiedene Sorten – die sie verarbeiten sind ungespritzt und kommen aus der Region rund um Oberursel von den eigenen Streuobstwiesen. Dabei werden sowohl altbekannte Apfelsorten als auch neuere Sorten für den Ebbelwoi verwendet.
Die Streuobstwiesen sind mit Blühstreifen umrandet damit niemand auf die Idee kommt evtl. einen Apfel zu mopsen, oder dass Hunde etc. sich dort herumtreiben. Aber auch optisch sieht das natürlich wunderschön aus.
Im Einklang mit der Natur haben sich die beiden sympathischen Brüder auf die Fahnen geschrieben und haben ihre Streuobstwiesen mit Nistkästen und Stangen für Greifvögel bestückt um ein natürliches Gleichgewicht zwischen Nützlingen und Schädlichen herzustellen.
Abschließend wurde uns noch kurz der Unterschiede zum Cidre erklärt, der darin besteht, dass dieser ebenfalls vergoren wird, aber die Gärung mittendrin gestoppt und der Wein dann mit Kohlensäure versetzt wird. Apfelwein herzustellen ist von der Herstellung her schon aufwendiger.
Eines durfte natürlich auch bei diesem Besuch nicht fehlen. Dass war im Anschluss an den Vortrag und dem Betriebsrundgang eine üppige hessische Brotzeittafel, an der wir uns noch einmal mit einem guten Ebbelwoi für die Rückreise auf der Route du Äppler ausreichend stärken konnten.
Spundekäs mit Salzbrezen
Nun kommt mein drittes Käserezepte in diesem Post. Jetzt wird es noch einmal lecker und cremig mit dem Spundekäs. Der Spundekäs ist eine Frischkäsezubereitung mit Sahnequark welcher unter Zugabe von süßem Paprikapulver, Salz und Pfeffer zu einer cremigen Masse verrührt wird. Dazu serviert man in Ringe geschnittene Zwiebeln und Salzbrezen.
Man, bzw. ich habe es so gemacht, zieht dann mit einer kleinen Brezen genussvoll durch die Käsemasse, versucht noch einen Zwiebelring zu erwischen und dann ab damit in den Mund. Das ist echt lecker.
Mein Rezept für diesen Spundekäs habe ich aus der Zeitschrift „Lecker & Co“. Ich habe ihn noch etwas verfeinert indem ich etwas rote Paprikaschote klein gewürfelt und untergemischt habe. Ihr findet das Rezept direkt am Ende des Posts.
Good bye Route du Äppler
Gut gesättigt und voller Eindrücke hieß es dann für alle Teilnehmer Abschied nehmen, denn es ging wieder heimwärts. Die Reise auf der Route du Äppler waren für alle Teilnehmer*Innen zwei unvergessliche Tage mit vielen interessanten Information und Verkostungen rund um den Ebbelwoi und dessen Herstellung.
Wir haben auf der Rundreise sehr interessante Menschen kennen gelernt die für ihren Äppler brennen. Nach zahlreichen Proben der unterschiedlichsten Apfelweine bin ich ein noch größer Fan davon geworden und verstehe auch wieviel handwerkliche Arbeit und Aufwand dahinter steht.
Wenn ihr mal im hessischen unterwegs seid dann fahrt in den Taunus und in den Odenwald. Genießt den Ebbelwoi und dazu einen traditionellen Vesper.
Auf diesem Wege möchte ich mich natürlich bei denen bedanken die die Reise auf der Route du Äppler ermöglicht haben und mich als einen der Teilnehmer dazu eingeladen haben.
Mein Dank gilt Susanne Drexler, der Gründerin der Agentur Gourmet Connection. Des Weiteren den beiden Organisatorinnen der Reise Lisa Tomaszewski und Marie Heiser von der gleichnamigen Agentur. Es war alles ganz prima organisiert und vielen Dank für die angenehmen Fahrten. Ebenso gilt mein Dank den Sponsoren dieser Tour: Hessentourismus und Tourismus Bergstrasse Odenwald . Auch möchte ich mich bei der Apfelkelterei Krämer , dem Genießer Restaurant „Treuschs Schwanen“ , der Kelterei Steden, der Apfelweinwirtschaft Adolf Wagner und beim Hotel Die Träumerei für die Gastfreundschaft, bzw. eine traumhafte Nacht bedanken.
Das Copyright des Beitragsbilds liegt bei der Kelterei Steden, Oberursel.
Als nächstes folgen die Rezepte aus dem Buch „„Odenwald Genuss“
Zu guter Letzt
Wie wurde uns in der Apfelkelterei Krämer gesagt: „Des Hessen liebstes Bier ist … der Apfelwein“. Nach unserer Tour auf der Route du Äppler ist dem nichts mehr hinzuzufügen, außer dass er mir als Westfale sehr, sehr gut geschmeckt hat und sehr erfrischend ist. Meine absoluten Favoriten waren der edle Apfelschaumwein und die Marke „Bembel-With-Care“ mit dem Apfelwein Gold.
Zum Schluss bleibt mir nur noch ein ganz lieber Gruß an meine lieben Mitreisenden Susanne von Lindenthalerin, Tina-Maria von Sonntagsistkaffeezeit, Susan von Labsalliebe und Sabine von HeldamHerd. Es war eine sehr schöne Reise mit euch.
Meinen nächsten Post lest ihr hier wieder am Freitag, den 29. Juli. Dann entführe ich euch im Rahmen einer Rezension in die deftig, vegane mediterrane Küche. Lasst euch überraschen.
Genießt das Leben!
Michael
Für alle Freunde*Innen der regionalen Speisen habe ich hier noch ein paar Rezepte.
Spundekäs
Zutaten
- 1 Knoblauchzehe
- 100 g Frischkäse (30 %)
- 125 g Quark (20%)
- Salz, Pfeffer
- 1 EL Paprika edelsüß, plus etwas zum Bestreuen
- 2 Zwiebeln
- 3 Stiele Petersilie
- Salzbrezen
Anleitungen
- ZubereitungKnoblauchschälen, klein schneiden und durch die Knoblauchpresse drücken. Frischkäse, Quark und Knoblauch miteinander verrühren. Kräftig mit Salz, Pfeffer und Paprika abschmeckenZwiebeln schälen und in Ringe schneiden. Petersilie waschen, trocken schütteln. Blätterabzupfen und sehr fein hacken. Spundekäse auf einem Teller anrichten und mit Zwiebelringen garnieren. Mit Petersilie und Paprika bestreuen. Dazu schmecken Salzbrezeln.
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