Westfälischer Kastenpickert – etwas typisches aus meiner ostwestfälischen Heimat
Hallo Ihr Lieben!
Heute und auch am nächsten Samstag entführe ich euch ein wenig in die ostwestfälische Küche meiner Kindheit. Während meiner Kindheit gab es bei uns zu Hause von Anfang November bis ca. Ende Februar Pickert und das ist auch heute noch so, zumindest bei meinen Eltern. Westfälischer Kastenpickert ist ein herzhaft-süßes Abendessen, das man eher gegen, oder besser vor 18 Uhr zu sich nimmt, da es doch etwas schwerer im Magen liegt. Ebenso gibt es bei uns zu Hause dazu die sogenannten Pickert-Wanderungen, ähnlich den in Norddeutschland bekannten Grünkohl-Wanderungen. Was das alles ist, erzähle ich euch nun im Folgenden und natürlich gibt es dann auch das Rezept dazu. Etwas sehr ähnliches wie der Kastenpickert aus dem westfälischen, oder genauer gesagt aus dem ostwestfälischen, ist die Potthucke, die allerdings eher dem Sauerland zugerechnet wird.
Zur Pickert-Wanderung trifft man sich mit der Familie und/oder Freunden, hat einen mit Heißgetränken gut gefüllten Bollerwagen dabei und wandert erst einmal so ca. 1,5 bis 2 Stunden durch die Landschaft. Ab und zu macht man ein Päusken, um sich mit den heißen Getränken aufzuwärmen. Je nach Teilnehmer sind die Heißgetränke in der Regel Glühwein und heiße Schokolade, sowie der eine oder andere Schuss dazu. Nach der Wanderung hat man ordentlich Hunger und dann wird in einem Gasthaus westfälischer Kastenpickert gereicht. Man trinkt dazu entweder ein Pilsken, Kaffee, oder Tee. Je nach Belieben.
Pickert
Aber was ist eigentlich Pickert? Pickert ist eine regionale Spezialität aus meiner Heimat Versmold und angrenzenden Gemeinden, sowie dem südöstlichen Teil des Osnabrücker Landes. Er wird, je nach Region, in drei bzw. vier verschiedenen Varianten zubereitet.
Heute kommt als Erstes ein westfälischer Kastenpickert auf den Tisch. Er wird in einer Kastenbackform, wie ein Brot, gebacken. Nachdem man ihn über Nacht hat auskühlen lassen wird er in fingerdicke Scheiben geschnitten und in einer Pfanne mit heißem Butterschmalz gebraten. Gegessen wird westfälischer Kastenpickert mit Butter und Rübenkraut, oder selbst gemachter Marmelade und in einigen Gegenden sogar mit grober Leberwurst.
Letzteres habe ich auch schon ausprobiert und es hat, trotz anfänglicher Skepsis, sehr gut geschmeckt. Nun aber genug mit der Geschichte. Jetzt holt die Kartoffelreibe raus und los geht’s.
Erst wird gut gerieben.
Alles gut miteinander verrühren und ab damit in die Kastenform
In der Form auf einem Kuchenrost auskühlen lassen. Am nächsten Tag den Pickert aus der Form stürzen und in fingerdicke Scheiben schneiden. Anschließend in Butterschmalz portionsweise goldbraun backen.
Westfälischer Kastenpickert
Zutaten
- 1,5 kg Kartoffeln vorwiegend festkochend
- 100 ml heiße Milch
- 1 Würfel Frischhefe
- 5 Eier Größe L
- 1 TL Salz
- 600 g Mehl
- 1 Prise Zucker
- 200 g Rosinen
- 1 Brotbackform 35x33 cm
- etwas Öl zum Einfetten
- Backpapier
Anleitungen
- Man macheDie Kartoffeln waschen und schälen. Anschließend auf einer Reibe mittelfein reiben und die geriebenen Kartoffeln in einen Durchschlag geben. Somit kann ein Teil des Kartoffelwassers ablaufen.Nun die geriebenen Kartoffeln mit Salz, Zucker und den Eiern in eine Schüssel geben. Alles gut miteinander vermischen. Heiße Milch zugeben und die Hefe rein bröckeln. Nach und nach das Mehl zugeben und in der Küchenmaschine ca. 5 Minuten kneten bis ein schwer-reißender Teig entsteht. Den Teig mit einer dünnen Mehlschicht bestreuen und an einem warmen Ort 60 Minuten gehen lassen. Danach die Rosinen unterheben. Die Teigmasse in eine mit etwas Öl ausgepinselte Kastenform füllen und noch einmal 30 Minuten gehen lassen. In dieser Zeit den Ofen auf 180 Grad (keine Umluft) aufheizen. Die Form auf der 2. Schiene von unten ca. 50 – 60 Minuten backen. In der Form auf einem Kuchenrost auskühlen lassen. Am nächsten Tag den Pickert aus der Form stürzen und in fingerdicke Scheiben schneiden. Anschließend in Butterschmalz portionsweise goldbraun backen.Jetzt lasst euch diese Spezialität aus meiner Heimat gut schmecken und habt noch ein schönes Wochenende.
Jetzt lasst euch diese Spezialität aus meiner Heimat gut schmecken und habt noch ein schönes Wochenende. Nächsten Samstag geht es hier mit zwei weiteren Sorten Pickert weiter. Lasst euch überraschen.
Genießt das Leben!
Michael
Hallöchen,
das habe ich noch nie gesehen, aber sieht echt lecker aus! Muss ich ganz dringend mal ausprobieren!
Wünsche dir noch einen schönen Tag!
Liebst Linni
http://www.linnisleben.de
…..den esse ich schon ein halbes Jahrhundert ;-).Allerdings nicht mit Aufstrich sondern mit einer Prise Salz und dazu einen “ Pott Kaffee“
Hallo Michael,
deinen Kastenpickert habe ich mir für die aktuelle Runde von Koch mein Rezept ausgesucht. Ich bin ja immer an regionalen Spezialitäten interessiert und da nicht mal mein aus Westfalen stammender Mann ihn kannte, musste ich den Pickert natürlich backen.Wir haben ihn sowohl mit süßem als auch pikantem Belag probiert, es geht in der Tat beides! Danke für die Erweiterung meines kulinarischen Horizontes:-)
Hallo Petra,
ich finde es ganz prima, dass Du dir den Kastenpickert ausgesucht hast, der in unserer Familie schon eine lange Tradition hat. In der Tat kann dein Mann, wenn er aus dem Sauerland kommt, den Kastenpickert nicht kennen. Das ist eine wirklich eng eingegrenzte Spezialität so 30 bis max. 40 km um den Kirchturm von Versmold, meiner Heimatstadt, herum. Im Sauerland ist eher die Potthucke bekannt, die ja etwas ähnliches ist.
Dasselbe trifft auch für die Püfferchen zu, deren großer Bruder der Lippische Pickert natürlich viel bekannter ist.
Es freut mich natürlich, das euch sowohl der süße Belag, als auch der saliuge Belag geschmeckt hat. Mit dem salzigen Belag habe ich lange gefremdelt, aber irgendwann habe ich es dann probiert und für sehr lecker befunden.
In diesem Sinne viele Grüße aus Münster und vielen Dank für diesen tollen Post.
Michael